Zehn Wochen war Jürgen Klinsmann als Trainer von Hertha BSC Berlin im Amt. Dann warf er völlig unerwartet hin. Seinen Rücktritt verkündete er via Facebook. Als Begründung nannte er unterschiedliche Vorstellungen im Verein darüber, wie sich der Klub aufstellen solle. Mannschaft und Verantwortliche traf der 55-Jährige völlig unvorbereitet. Hertha konnte erst Stunden nach dem Facebook-Post bestätigen, dass Klinsmann tatsächlich zurückgetreten sei.
Klinsmann wollte Technischer Direktor werden
„Bild“ und „kicker“ versorgen uns mit den Hintergründen des Rücktritts. Demnach wollte Klinsmann nicht nur Trainer bleiben, sondern Technischer Direktor werden und damit einen Posten einnehmen, den es in dieser Form nicht in Berlin gibt. Ähnlich wie der Teammanager in englischen Mannschaften wollte der 55-Jährige nicht nur über das Training und die Aufstellung bestimmen, sondern auch bei Transfers die entscheidende Stimme sein. Notwendig wäre dies aus Sicht des Schwaben gewesen, weil „wir zu viel Energie mit kleinen Dingen verschwenden.“ Mit diesem Ansinnen, das Manager Michael Preetz kastriert hätte, blitzte Klinsmann ab. Er zog die Konsequenzen. Über seine Zeit als Hertha-Trainer ließ er anschließend wissen, dass er „zufrieden“ sei. Er habe „ein Himmelfahrtskommando übernommen“ und die Mannschaft stabilisiert.
Wie geht es jetzt weiter?
Klinsmann möchte sich jetzt wieder auf seine Rolle als Aufsichtsratsmitglied von Hertha BSC konzentrieren. Ob dies nach seinem überraschenden Rücktritt und seiner miserablen internen Kommunikation überhaupt möglich ist, kann zur Stunde noch nicht beantwortet werden. Die sportlichen Geschicke leitet erst einmal Klinsmanns Assistent und früher Werder Bremen-Chefcoach Alexander Nouri. Dieser holte als erste Maßnahme Zsolt Petry als Torwarttrainer zurück und kam damit einer dringenden Bitte seiner beiden Keeper nach. Wie lange Nouri bleibt, konnte der völlig überrumpelte Preetz noch nicht sagen. Die ersten Kommentare in den Medien sprachen davon, dass Klinsmann einen Scherbenhaufen in Berlin hinterlassen habe. Derzeit wirkt dieses Urteil nicht ganz falsch.